Ottomar-Geschke-Platz

Kein anderer Platz in Fürstenwalde widerspiegelt mit seinen Namen und Denkmalen so sehr den gesellschaftlichen und politischen Wandel.
With its names and memorials no other square in Fürstenwalde reflects the social and political changes as much as this one.

 

Scharfrichterei

 

Vom Spital zum Platz

 

Der heutige Ottomar-Geschke-Platz entstand einstmals an der Kreuzung wichtiger Verkehrswege unmittelbar vor der mittelalterlichen Stadtmauer. Dies war ein geeigneter Ort, um ein Hospital mit einem Friedhof zu errichten. Das Hospital wurde bereits im 16. Jahrhundert erwähnt, es enthielt später 12 Zellen und einen Gemeinschaftsraum. 1820 wurde es grundlegend erneuert. In diesem Zusammenhang trennte man sich vom Friedhof, legte dort zunächst eine Baumschule an und wandelte diese dann in eine Grünanlage um. Im Zuge der Industrialisierung und der Gründerjahre rückte der ehemals vor den Toren der Stadt gelegene Platz ins Zentrum. 1892 wurde das Spital abgebrochen, auch die in der Nähe liegende Scharfrichterei, gleichzeitig Abdeckerei, verlor ihre Bedeutung, denn die Fürstenwalder Bürgerschaft beschloss eine repräsentative Platzneugestaltung.

 

Büsten und Denkmal

 

Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Platz zweigeteilt in den südlichen Denkmalplatz und den nördlichen Hospitalplatz, später Kaiserplatz genannt. Dort wurden am 3. Juli 1893 die Kaiserbüsten von Wilhelm I. und Friedrich III. enthüllt. Bereits 1885 bis 1887 war auf dem Denkmalplatz, ganz dem Zeitgeschmack entsprechend, ein Kriegerdenkmal errichtet worden, das die Ereignisse von 1864, 1866 und den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 verherrlichte. Dabei thronte Germania über Vertretern aller Waffengattungen. Im Jahr 1910 geriet das Kriegerdenkmal unversehens in das Rampenlicht der Öffentlichkeit. Angeheiterte Jugendliche hingen der Germania einen Rettungsring um den Hals, den sie von der Spreebrücke hatten mitgehen lassen. Dies wurde ein Politikum. „Deutschland steht das Wasser bis an den Hals.“ kommentierte die Presse. Dieser Vorfall gab die Anregung zu dem weltbekannten und verfilmten Roman von Heinrich Spearl „Der Maulkorb“.

 

Kriegerdenkmal

 

Lageplan Geschkeplatz

 

Gestaltung

 

1977/78 wurde der Ottomar-Geschke-Platz grundlegend umgestaltet. Das Denkmal von 1926/27 wurde abgerissen. Dafür erhielt der Platz im nördlichen Teil ein Denkmal zu Ehren der gefallenen sowjetischen Soldaten. Im Volksmund wurde dies Klagemauer genannt.
Auf der Südspitze kam eine ca. 4 Meter hohe Installation hinzu, die mit dem Spruch „Fürstenwalde - Stadt der Reifenwerker“ auf einen der wichtigsten Betriebe, das Pneumant Reifenkombinat, hinwies. Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde eine grundlegende Platzneugestaltung entwickelt. Man entschied sich für eine Grünanlage mit wechselnder Bepflanzung und Sitzgelegenheiten. Die Installation wurde demontiert, die Sonnenuhr, ein Geschenk der hessischen Partnerstadt Reinheim, wurde integriert. Die Fürstenwalder gaben der südlichen Platzspitze den Namen „Am Stern“.

 

Namensgebung

 

Von 1919 bis 1933 hieß der Kaiserplatz „Platz der Republik“. 1933 bis 1945 war der Begriff Denkmalplatz üblich, der ursprünglich nur für die Platzspitze in Gebrauch war. 1926/27 erbaute man vor den Kaiserbüsten ein Denkmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs. In der Mitte des Backsteinbauwerks stand eine Pyramide aus Granaten. 1945 wurden die Granaten entfernt und das Denkmal nun den Opfern des Faschismus gewidmet. An der westlichen Seite des Platzes fanden Soldaten der Roten Armee ihre Ruhestätte, die in den letzten Kriegstagen um Fürstenwalde gefallen waren. Etwa zu dieser Zeit wurden auch die Kaiserbüsten entfernt. Im Jahr 1957 wurde der „Platz der Opfer des Faschismus“ in „Ottomar-Geschke-Platz“ umbenannt. Ottomar Geschke wurde 1882 in Fürstenwalde geboren und lebte bis 1957. Er war Mitglied der KPD, im KZ Buchenwald interniert und nach 1945 u.a. Stadtrat für Sozialwesen in Berlin.

 

Denkmal OdF